Man könnte meinen, Immobilienmakler sei ein Traumberuf. Der Makler sitzt bequem in seinem eleganten Büro, begibt sich hie und da mal mit einem Interessenten zu einem Besichtigungstermin und bekommt für wenig Arbeit eine ansehnliche Courtage. Und ein teures Auto fährt er auch noch. So oder ähnlich stellen sich viele Menschen den Arbeitsalltag eines Immobilienmaklers vor, nicht selten hört man die Aussage, die Maklerprovision sei leicht verdientes Geld. Sicher, wenn bei einem verkauften Objekt mit einem Verkehrswert von 300.000 Euro eine Maklerprovision von netto 5 %, also satte 15.000 Euro, in die Tasche des Maklers wandern, ist das ein hübsches Sümmchen. Doch erstens kommt es nicht jeden Tag zu einem erfolgreichen Abschluss, und zweitens ist es keineswegs so, dass der Immobilienmakler dieses Geld geschenkt bekommt. Bevor ein Vermittlungsauftrag erfolgreich abgeschlossen werden kann, ist eine Menge Arbeit zu erledigen.
In der Regel beginnt die Vermarktung einer Immobilie mit der Kontaktaufnahme zwischen Makler und Verkäufer oder Vermieter. Es kann sein, dass der Immobilienbesitzer auf den Makler zukommt, weil dieser ihm empfohlen wurde oder er im Internet oder bei einer anderen Gelegenheit auf ihn aufmerksam wurde. Andererseits ist es auch möglich, dass ein rühriger, engagierter Makler, der den Immobilienmarkt in seinem Gebiet konzentriert beobachtet, die Aktivitäten eines privaten Verkäufers oder Vermieters entdeckt und den Kontakt sucht. Egal, wer den ersten Schritt getan hat, Makler und Immobilienbesitzer sind nun ein Team mit dem gemeinsamen Ziel, das Objekt schnellstmöglich und effektiv zu vermarkten. Zunächst stellt der Verkäufer oder Vermieter dem Makler die Immobilie in einem Gespräch vor, dann erfolgt eine Begutachtung des Objekts. Bei dieser Gelegenheit wird ein Aufmaß erstellt, sofern ein solches nicht bereits vorhanden ist. Außerdem wird der Makler aussagefähige Fotos anfertigen, die später im Exposé und in der Präsentation der Immobilie Verwendung finden.
Nun beginnt derjenige Teil der Tätigkeit des Maklers, von dem so gut wie nichts nach außen dringt, der aber gleichwohl wichtig und darüber hinaus arbeitsintensiv ist – gewissermaßen die Büroarbeit hinter den Kulissen. Der Makler muss die Angaben des Eigentümers auswerten und wird eine Wertermittlung durchführen. Hierbei wird der Verkehrswert der Immobilie ermittelt, also der Wert, der unter Berücksichtigung der aktuellen Marktlage dem Objekt angemessen ist, und der am Markt erzielbare Verkaufspreis beziehungsweise die Monatskaltmiete festgelegt. Anschließend fertigt er ein Exposé für die professionelle Präsentation an und stellt das Objekt auf diversen Internetportalen, der eigenen Homepage, und gegebenenfalls den entsprechenden Rubriken der Tageszeitungen oder anderen Angebotsseiten vor. Wenn sich aufgrund dieser Vorstellung Interessenten melden, beginnt der zweite Teil der Maklertätigkeit, das aktive Vermitteln des Objekts.
Der Interessent, der ein Kauf- oder Mietobjekt sucht, wendet sich an den Makler und schildert seine Wünsche und Vorstellungen. Je detaillierter er dies tut, desto größer ist die Chance, schnell das geeignete Objekt zu finden, oft befindet sich etwas Passendes bereits im wohlsortierten Pool des Maklers. Nach einer gewissen Vorauswahl werden dann Besichtigungstermine durchgeführt. Allerdings sind meist mehrere Besichtigungen nötig, denn es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass schon das erste vorgestellte Objekt passt. Zumal sich Interessenten in der Regel gerne einen Überblick verschaffen und mehrere Immobilien zur Auswahl haben möchten. Doch selbst wenn schon recht schnell eine Entscheidung fällt, ist die Arbeit des Maklers hiermit noch nicht beendet. Es ist üblich, dass der Makler zumindest bei Kaufobjekten, die im Vergleich zu Mietobjekten einen größeren verwaltungstechnischen Aufwand in der Abwicklung bedingen, den Kunden bis zum erfolgreichen Abschluss des notariellen Kaufvertrags beratend begleitet.
Der Beruf des Immobilienmaklers ist vielseitig, jedoch ist keine Berufsausbildung vorgeschrieben. Rein theoretisch kann sich jeder als Immobilienmakler betätigen – doch es ist selbstverständlich äußerst vorteilhaft, eine einschlägige Berufsausbildung genossen zu haben, beispielsweise in einem kaufmännischen Beruf oder im Bauwesen. Denn der Immobilienmakler muss sich in der Beurteilung von Bauwerken auskennen, er sollte über Verkaufsgeschick verfügen und Freude am Umgang mit Menschen haben. Er muss sich im Miet-, Kauf- und Baurecht auskennen und sich die nötige Markttransparenz in Bezug auf den aktuellen Immobilienmarkt aneignen. Vorteilhaft sind Aus- und Fortbildungen in Richtung Immobilienkauffrau oder -kaufmann, Betriebswirt Grundstücks- und Wohnungswesen oder vergleichbare Studien- und Ausbildungsgänge. Kenntnisse in Sachen Finanzierung, um die Kunden auch dahin gehend beraten zu können, sind ebenfalls vorteilhaft. Außerdem sollte der Immobilienmakler flexibel und belastbar sein, außerdem die Bereitschaft mitbringen, auch außerhalb der üblichen Bürozeiten tätig zu werden, denn häufig können Besichtigungstermine nur abends oder am Wochenende wahrgenommen werden. Immerhin übt der Immobilienmakler eine sehr interessante und nie langweilige Tätigkeit aus – vielleicht doch ein Traumberuf?